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in Zwönitz 

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

Wir stehen hier am Gedenkstein von Gerta Uhlig, die heute vor 76 Jahren im Heiligen Wald bei Brünlos von Offizieren der Wehrmacht ermordet wurde. Versetzen wir uns in diese Zeit zurück:

Seit 1933 hielt Hitler und seine Faschisten die Macht in ihren Händen, verbot er erst sämtliche Parteien, außer der NSDAP, alle Vereine und Organisationen, befahl einige sozialpolitische Massnahmen, verringerte die Arbeitslosigkeit, die damals sehr hoch war. Damit köderte er die Bevölkerung. Dann richteten er und seine Anhänger-/innen seinen Haupthass auf die Juden, vernichtete ihre wirtschaftlichen Grundlagen und ließ viele in Konzentrationslager bringen und ermordete Millionen von ihnen. Kommunisten, Sozialdemokraten wurden ebenfalls in großer Anzahl verhaftet und darben teilweise monate- und jahrelang in Gefängnissen und KZ`s wenn sie die Verhöre überlebten. Auch nichtgefügige Christen und anderen Demokraten erging es nicht anders. Dann begann der Krieg und viele Deutsche zogen mit Begeisterung gen Frankreich, Tschechien, Österreich und gegen die Sowjetunion, sollte das doch ein Blitzkrieg mit Endsieg sein, die alle anderen Völker der deutschen Rasse untertan machen sollte. Deutsche wären Herrscher-/innen über die ganze Welt gewesen.

Gerta Uhlig war keine Widerstandskämpferin. Sie war eine Bürgerin, wie du und ich und ihr und verrichtete in dem Wirtshaus ihrer Eltern bis weit in die 40iger Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein ihren Dienst im Wirtshaus ihrer Eltern, dem „Goldenen Anker“ in Stollberg, ohne sich je politisch zu betätigen oder auch nur zu äußern. Selbst bei Ausbruch des Krieges blieb das so. Doch der Krieg, der ein Blitzkrieg mit Endsieg sein sollte, kehrte ins Deutsche Reich zurück. Die Alliierten Streitkräfte (England, Frankreich, USA und die Sowjetunion) besetzten nach und nach das ganze Deutsche Reich. Auch unsere Gegend im Erzgebirge wurde erbittert umkämpft. In dieser Zeit von Februar bis zum April 1945 wurde erst Chemnitz mehrmals bombardiert, im April auch Stollberg und Zwönitz. Mitte April 45 zogen zudem durch die Straßen vieler Dörfer des Kreises Stollberg auch durch Zwönitz verschiedene Kolonnen von Frauen in Häftlingskleidern und nur mit Holzpantinen bekleidet unter strengser Bewachung in die KZ`s nach Dachau und Theresienstadt. Das Elend sah sonst niemand außerhalb der Konzentrationslagern, nun aber war es offensichtlich. Ständig lag ein Mensch entkräftet tot auf dem Straßenpflaster liegen. Die hiesigen Friedhöfe zeugen davon. Das brachte viele zum Nachdenken, auch Gerta Uhlig.

Nun wollte Gerta Uhlig helfen, die Verwundeten in den Lazaretten zu versorgen und tat sie nach Aussagen von Zeitzeugen auch sehr gut. Angesichts des Leides der vielen Verwundeten konnte sie die Kriegspropaganda der dort herrschenden Wehrmachtsangehörigen nicht mehr ertragen und empörte sich über die Engstirnigkeit und Sturheit mancher ihrer Zeitgenossen. Sie konnte sich angesichts der Zerstörung und des Leides für diesen Krieg und den Feldzug gegen Juden und Andersdenkende nicht mehr erwärmen. Aber sie wurde denunziert, also angezeigt und aus Wut von Offizieren der Wehrmacht erst im Schnellverfahren verurteilt und wohl aus Angst vor der Bevölkerung (die Gerta war in Stollberg sehr beliebt und besaß einen großen Bekanntenkreis) im Brünloser Heiligen Wald erschossen und notdürftig verscharrt.

Am Tag zuvor wurde auch der amtierende Bürgermeister von Stollberg erschossen, weil er nach dem Bombenangriff der USA-Streitkräfte auf Stollberg auf dem Rathaus nebst seinen Bürger-/innen die weiße Flagge (Kapitulation) hisste. Wieviel sinnloses Blut, wie viel Intelligenz, wie viel Wirtschaft, wie viele Leben wurden durch das Hitlerregime direkt oder indirekt in Folge des Krieges sinnlos vergeudet, nur um die Weltherrschaft Hitlers zu erreichen und die Deutschen als das Wertvollste dieser Welt zu deklarieren. Mit welchen Recht?

Wir, die Nachkriegsgeborenen stehen heute hier an der Gedenkstätte von Gerta Uhlig, wollen ihrer Gedenken und nie vergessen, was die Ursache der Machtergreifung Hitlers Faschisten war.

Nie wollen wir vergessen, dass dieses Herrschaftsdenken über alle anderen Menschen und ihre Völker, der Fokus nur auf die deutsche Rasse und der Fanatismus der deutschen Nationalität Ursachen dieser unheilvollen Geschichte unseres deutschen Volkes war.

In dieser Hinsicht ist es wichtig, dass alle Menschen die Handlungen ihrer Partei, ihrer Vereine, ihrer Organisationen, ihrer Familien hinterfragen und gegen jede Form von Rassismus und Herrschertum einschreiten, mit friedlichen Mitteln, im fairen Miteinander von Menschen, in Diskussionen ohne Beleidigungen und Unterstellungen. Dann gibt es weniger Neufaschisten, weniger rechte AfD-Mitglieder und –anhänger-/innen, weniger Gewalt und Krieg.

Und wenn unser Land Waffenlieferungen in Krisengebiete bzw. überhaupt einstellt und seinen mit der UNO beschlossenen Beitrag in mindestens der Höhe von 0,7 % des Bruttoinlandsproduktes zur Unterstützung der Armen der Südhalbkugel Erde gleich einer Menge sogenannter reicher Staaten endlich nachkommen würden, dann könnte ein großer Teil der Flüchtlinge in Zaatari, Dadaab, Lesbos und Lambedusa wesentlich besser leben als bisher.

Menschen aller Nationalitäten und Rassen können gleichberechtigt zusammen leben, auch jeder auf seiner Scholle. Nur darf letztendlich nicht der Profit, der schnöde Mammon und Machtinteressen sowie Rohstoffkapern im Vordergrund stehen. Gerade das ist angesichts der humanen Katastrophe auf der Südhalbkugel und der drohenden Klimakatastrophe auf unser Mütterchen Erde unbedingt zu verändern.

Niemand kann sich eine zweite Erde kaufen, niemand kann, wird sie zu Asche, heimlich in das Weltall laufen.

Jede/r muss drum diese Erde durch die eignen Taten schützen, dass nie jener helle Strahl aufblitze, der die Taube jäh verascht im Flug.

Legen wir in Gedenken an Gerta Uhlig und die vielen ungenannten Menschen dieser Zeit eine Schweigeminute ein.

Gudrun Schumann

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